Freitag, 21. November 2008

Sein letzter Gang

Gerade hab ich wieder ein paar Tränen vergossen, als der Film Dead Man Walking dem Ende zuging.
Denn obwohl ich die Todesstrafe befürworte, hat Sean Penn den reuigen Täter so gut dargestellt, dass ich als Zuschauerin nicht anders konnte, als von seinen Worten überzeugt zu sein.
Im Film geht's um Matthew Poncelet, der der Nonne Schwester Helen Prejean einen Brief schreibt, in dem er um ihren Beistand bittet. Großen Kontakt hat er zu seiner Familie nicht mehr, und er sitzt seit mittlerweile sechs Jahren im Todestrakt.
Sein Verbrechen: Mit einem Freund hat er ein Liebespaar in einem Wald aus dem Auto gezerrt, beide brutal vergewaltigt und anschließend erschossen.
Die Eltern leben seit Jahren in Trauer und Hass, und wollen Poncelet hingerichtet sehen. Schwester Helen versucht sich einfühlsam um sie zu kümmern, stößt aber auf wenig Gegenliebe, als sie den Eltern sagen muss, dass sie dem Täter geistlichen Beistand bei seiner Hinrichtung leisten wird.
Und so leistet sie in Poncelets letzten Tagen noch ein bisschen Gesellschaft, versucht ihn zur Wahrheit zu bewegen und an seinen Glauben zu appellieren.
Der Film geht total unter die Haut. Auf ihn gekommen bin ich, weil wir ihn in der zehnten Klasse im Ethikunterricht angeguckt haben, als wir gerade das Thema Todesstrafe behandelten.
Kann ihn nur empfehlen, Susan Sarandon und Sean Penn spielen großartig.

5 Kommentare:

Schnutchen hat gesagt…

Ja, Susan Sarandon ist eine echt gute Schauspielerin, aber von ihrem Schauspielkollegen hab ich noch gar nichts gehört.
Es zeigt aber, dass der Film, wie viele andere auch, sehr gut umgesetzt und auch mit guten Schauspielern besetzt wurde.
Aber schön, dass du dazu stehst, dass dir Tränen gekommen sind; ich stehe auch zu meinen Tränen! ;o)

Anonym hat gesagt…

Ohne jetzt eine große Diskussion vom Zaun brechen zu wollen: Darf man erfahren, warum du die Todesstrafe befürwortest?
Wenn ich mal einen Blick über den Teich werfe sehe ich gute Gründe, warum die Todesstrafe eigentlich nicht zu rechtfertigen ist. Immens hohe Kosten (wesentlich höher, als die Vollstreckung einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe ohne Möglichkeit der vorzeitigen Entlassung), zahlreiche unschuldig Verurteilte auf Grund von Justizirrtümern, grausame Hinrichtungsmethoden (Weder die Giftspritze noch der elektrische Stuhl noch die Gaskammer sind human). Andere angeführte Gründe wie eine wirksame Abschreckung können in der Realität auch nicht nachgewiesen werden.

Meyeah hat gesagt…

Natürlich brichst du damit eine große Diskussion vom Zaun.
Ich glaube, dass Menschen, die ein dermaßen schlimmes Verbrechen begangen haben, dass der Staat die Todesstrafe verhängt, nicht zu rehabilitieren sind. Einzig das lange Warten auf ihre Hinrichtung bewirkt oftmals, dass ihre Psyche bricht, aber dann ist es sowohl für die Opfer als auch für deren Angehörige zu spät. Womit hat es jemand verdient am Leben zu bleiben, egal unter welchen Umständen und an welchem noch so sicheren Ort, wenn er sich das Recht genommen hat einem anderen auf so schlimme Weise das Leben zu nehmen, dass sogar die Regierung seinen Tod befürwortet.
Wenn das in meinem Bekannten- oder Verwandtenkreis passierte, würde ich den Täter am Galgen sehen wollen. Wie kann ich dann noch Gegner der Todesstrafe sein?

Anonym hat gesagt…

Na gut, ich gestehe: Der Ausdruck war eher so eine Floskel, bei dem Thema ist es eigentlich klar. Das ist sehr polarisierend ;)

Ich sehe es so, dass die Täter in jedem Fall bestraft werden müssen, keine Frage.

Aber erstens darf der Staat darf nicht auf eine Stufe mit den Kriminellen begeben, was er aber unweigerlich tut, wenn er die selben Mittel anwendet. Dem Staat sind daher Grenzen gesetzt, die er nicht überschreiten darf.

Zweitens besteht immer die (große) Gefahr, dass Menschen unschuldig verurteilt werden. Schon eine mehrjährige Haftstrafe ist nicht mehr gut zu machen, aber wenigstens kommt der Unschuldige wieder frei. Wird er dagegen hingerichtet ist das für mich nicht besser als staatlich organisierter Mord. Mit der Todesstrafe wird das Risiko, dass Unschuldige sterben, vom Staat als "Kollateralschaden" hingenommen.

Und drittens sehe ich in einer lebenslangen Haftstrafe eine schlimmere Bestrafung für den Täter als in der Todesstrafe. Bei der Todesstrafe hat der Täter es irgendwann hinter sich. Bei einer lebenslangen Freiheitsstrafe muss er damit rechnen, bis 80 oder 90 auf kleinstem Raum eingesperrt zu sein. Die Freiheit ist weit weg und das Leben hinter Gittern ist monoton. Keine Hoffnung auf Erlösung durch einen schnellen Tod.

Was die Rachegedanken angeht: Ich weiß nicht, ob ich jemanden sterben sehen will, wenn derjenige meiner Familie oder Freunden etwas angetan hat. In der Situation war ich zum Glück nie und ich kann nicht abschätzen, wie ich mich dann verhalten würde. Ich bin nur überzeugt davon, dass sich die Justiz von Rache nicht lenken lassen sollte.

Meyeah hat gesagt…

Ich versteh deine Argumente vollkommen, keine Frage. Allerdings bin ich der Meinung, dass es Menschen lebenslang hinter Gittern um einiges besser geht, als im Todestrakt auf ihre Hinrichtung zu warten. Da ist allein die psychische Folter schon Strafe.
Ich denke, dass es sowohl bei lebenslangen Haftstrafen als auch bei der Todesstrafe Risiken gibt, und mit deinen Gründen hast du sicherlich nicht Unrecht, keine Frage.