Montag, 6. Juli 2009

Jackos letzte Ehre

Dieser Blog ist mit Sicherheit nicht die erste und wird auch nicht die letzte Plattform sein, auf der darüber diskutiert, philosophiert und nachgedacht wird, dass der King of Pop ohne sein Gehirn beigesetzt werden wird.
Als ich diese Nachricht heute das erste Mal gelesen hab, dachte ich, dass es sich dabei um einen Scherz handelt. Bei genauerem Hinsehen fand ich die Begründung, dass das Hirn bei einer Autopsie nicht ausreichend untersucht werden könne, eigentlich ganz nachvollziehbar. Es müsse dem Körper entnommen werden, damit es vollständig getestet und auf die Todesursache hin analysiert werden könne.
Die Entscheidung von Jackos Familie ihn daher ohne das Organ zu Grabe zu tragen finde ich beeindruckend. Ich weiß nicht, ob ich es über mich gebracht hätte, wenn es um meine Angehörigen ginge; wenn's zum Beispiel bei Papa so eine Untersuchung geben müssen hätte, was zum Glück nicht der Fall war. Bei seiner Obduktion ging's ja eher darum festzustellen, ob nun Herzversagen oder eine Lungenembolie schuld war. Und da alles wieder rechtzeitig an seinem Platz war, als dann DER Tag kam bzw. so eine Problematik gar nicht im Raume stand, ich sowie alle anderen außerdem Gewissheit haben wollten, konnte ich das guten Gewissens entscheiden.
Aber ohne dieses lebenswichtige komplexe Organ?
Puh, in dieser Rolle möchte ich nicht stecken müssen, stellt es doch einen wesentlichen Bestandteil unseres Daseins dar.
Für mich ist das Organ Hirn der Platz meiner Seele. Das mag sicherlich eine sehr atheistische Sichtweise sein. Neben den Dingen, die ganz allein mein Herz zu begründen vermag und für die es wohl genau deswegen keine vernünftige, sondern nur eine rein emotionale Erklärung gibt - wie beispielsweise gefühlsmäßige Bindung zu einem Menschen - gründet sich meine Rolle als Tochter, Schwester, Enkelin, Cousine, Freundin, Partnerin, Geliebte, Kundin, Vereinsmitglied, Bürgerin, Auszubildende und vieles andere auf diesem etwa 1.400 Gramm leichten Wunder der Natur.
Aus diesem Grund würde ich persönlich es wohl eher nicht schaffen jemanden meiner Angehörigen ohne es zu beerdigen. Dann nähme ich lieber die Zeit in Kauf, die es braucht, aber weiß, dass jemand, den ich liebe, mit all dem, was zu ihm gehört, beigesetzt wird.
Ich will also mit diesen Worten in keiner Weise be- geschweige denn verurteilen, wofür oder wogegen sich die Hinterbliebenen von Michael Jackson mit diesem Beschluss entschieden haben. Ich zolle ihnen dafür großen Tribut, denn ich sähe mich dazu niemals in der Lage.

6 Kommentare:

Schnutchen hat gesagt…

Dieser Eintrag hat es wieder einmal geschafft, dass ich emotional berührt bin.
Ich habe dir ja schon oft gesagt, dass du dich wunderbar ausdrücken kannst und deine Formulierungen sehr gewählt sind!
Du triffst mit wenig Worten den Kern und es ist immer nachvollziehbar.
Aber es stellt sich für mich trotzdem noch die Frage, ob du, wenn du in so einer Situation wärst, lieber die genaue Totesursache erfahren wollen hättest oder eben damit deinen Frieden findest, dass der geliebte Mensch nun nicht mehr leiden muss und seine letzte Ruhestätte "bezieht"?
Ich denke aber auch, dass es für die Angehörigen in dieser Situation nicht leicht ist und sie bestimmt damit überfordert sind.

Jay Nightwind hat gesagt…

Wichtig ist, dass man es nie dazu kommen lässt eine Seele verenden zu lassen. Der Körper ist eh so gebaut,dass er sich auflöst und verschwindet.
Wir müssen das Andenken eines Menschen möglichst im Ganzen behalten und schützen.

Albi hat gesagt…

Ich habe da doch eher ein zwiegespaltenes Verhältnis zu dem ganzen Trouble der um den Tod von Michael Jackson gemacht wird. Daher ist der von Dir erwähnte Punkt nur ein weiteres Puzzlestück dazu, dass selbst aus dem Tod eines großartigen Musikers noch eine Menge medienwirksames Material ausgeschlachtet wird. Und da muss ich sagen, dass die Familie (gerade der Vater) eine, in meinen Augen, sehr selbstsüchtige Art und Weise haben. Allein dass aus der "Trauerfeier", wenn man sie so überhaupt noch bezeichnen kann, wird ein Massenevent gemacht. Dass die keine Eintrittskarten dafür verkauft haben, ist auch alles. Aber ich glaube so ist es einfach, wenn berühmte Menschen sterben. Wenn es jemand weniger bedeutsames gewesen wäre, dann hätte sich sicherlich kein Arzt dafür interessiert und als Todesursache einfach Herzversagen aufgeschrieben.

Ist vielleicht eine etwas krasse Meinung, die ich dazu habe, aber ich finde, man sollte Jacko einfach die Ehre erweisen, die er verdient hat, denn er war ein großartiger Musiker.

Mary Malloy hat gesagt…

Ich hab bei der Nachricht nur kurz überlegt, welchen Unterschied das jetzt wohl noch macht... für mich: Irgendwie keinen.

Paramantus hat gesagt…

Ich kann diese Entscheidung nachvollziehen. Die Familienangehörigen möchten wohl am meisten wissen wie und warum Michael gestorben ist...

Albi hat gesagt…

Ich hab das Gefühl, dass einige der Familienmitglieder nur möglichst viel Publicity aus der Sache ziehen wollen. Nicht alle, aber Joe Jackson auf jeden Fall. Das zeigt schon, dass sie die 11-jährige Tochter von Michael dazu auffordern am Ende der Veranstaltung noch ein paar Worte zu sagen. Wie kann man sowas einem Kind antun? Und das alles nur, weil Joe genau wusste, dass es DIE Story am nächsten Tag sein wird. Ich finde halt, dass das ganze drumherum doch sehr gekünstelt wirk und sehr auf Effekte basiert, die gezielt erreicht werden sollen. Leider, denn wir schon gesagt, ich würde dem großartigen Musiker und Entertainer wünschen, dass man ihn genau als diesen in Erinnerung behält und jetzt nicht versucht mit aller Kraft möglichst viel Profit noch daraus zu ziehen. Aber das ist wohl etwas, was ich nicht verstehen kann, da ich nicht in so einer Situation bin.